Winterklage

Winter schleicht sich in die Tage
und ich erhebe meine Klage.

Graues Grieseln nennt sich Morgen,
frierende Nässe kriecht über das Land,
bald wird Schnee kommen,
mich mit kalter Hand begrüßen
und jedes Jahr ist eine neue Probe.

Aber die Bäume des Nebelwaldes
blühen zu allen Zeiten,
in grüne Flechten gekleidet und
Kolibris schwirren von Blüte zu Blüte,
darüber gleitet der Kondor,
er jauchzt in der blauen Luft.

Ich wäre er, wäre ein Winter fern,
flöge still und majestätisch durch hellere Sphären,
doch was ich bin, sitzt in steinerner Schwere
im kalten Raum und ist eine große Frage.

Der Lorbeer streckt den Wintertagen
sein tiefes Grün entgegen und
trotzt der allgemeinen Vergängnis,
wie lange werde ich noch grünen,
zwischen Vergehen und Wiederblühen?

 

© Sabine Giebel
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