Meine und seine Kindheit
Kindheit! Welche? Das war meine
in der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Kindheit! Welche? Ach, die seine
in der Gegenwart voll Leid.
Ich bin alt und blicke gerne
auf die Kindheit voller Glück
wie auf weit entfernte Sterne,
die noch leuchten, oft zurück.
Er ist jung und hat sein Leben
vor sich und fragt in der Not:
Wird es für mich Frieden geben
oder bin ich morgen tot?
Meine Kindheit war geborgen
im stabilen Elternhaus.
Seine Kindheit treibt mit Sorgen
ihn ins Trümmerfeld hinaus.
Meine Kindheit von der Wiege
bis zur Jugend lief recht eben.
Seine Kindheit kennt nur Kriege.
Er muss in Aleppo leben.
© Wilfried Diener
(veröffentlicht in der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte)
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