Weihnachtsmärchen
In dem Schatten meiner See
Flattert etwas durch die Gräser.
Alle stummen Lippenleser
Schlafen tief in kaltem Schnee.
Und es lächeln, sich mir nähernd,
Tausendfüßler, schnell und barfuß.
Sie ertränken meinen Bacchus
Und verschwinden mitvergärend.
Ganz belanglos, wie aus Trotz,
Tanzen kleine Zwergschimpansen
In Gewändern aus Organza
Zum Gekreische des Fagotts.
Wohlgesinnt versenkt der Halbmond
Seine schimmernd gelbe Spitze
In die Wellen. Kleine Blitze
Glühen auf und werden altrot.
Meister, Meister! Lass den Winter
Nicht die Wellenlandschaft streichen –
Tausend kleine Kieselsteinchen
Im Gefolge Gleichgesinnter.
Hundert lange Wasserjahre
Schöpfen weise Silberhechte.
Dort, im Dickicht heller Nächte,
Schläft im Nest aus gold‘nen Haaren
Ganz beseelt ein Fischermädchen.
Lass sie leben. Lass sie schlafen.
Sag den dreiunddreißig Schafen:
Alles war ein Weihnachtsmärchen.