Eiskönigin
Nicht loslassen wolltest du uns
in diesem Jahr,
hieltest uns fest im Wintergriff
und bliesest uns
kalteisige Frostschauer entgegen.
Spielfiguren auf einem Brett,
geführt von ihr,
die uns verhöhnend
ihre Macht demonstriert.
Weiße Schneeschimmel vor
grauer Wolkenkutsche, alles gefriert
durch nur einen Blick,
es gibt für Niemanden ein Entkommen.
Keiner bleibt verschont.
Schwarze Raben flehen
auf glitzerndem Weißkalt
um Korn, Wächter toter Äcker.
Stummes Schreiten,
krächzende Jammergesänge,
dumpfe Töne in toten Weiten.
Träume von flügelbunten Schmetterlingen,
Tulpengestängel und Libellengeschwirr.
Wünsche Himmel blau zu malen,
Wolken in reines Weiß zu verwandeln.
Schöpfergedanken wissen längst,
was in Erdzwiebeln dunkel ruht und
sich bald prachtvoll in leise Himmel
erheben wird.
Kahle Fächerahorne bereiten sich vor
auf purpurne Farbenspiele, entrollen
sanft erste Knosplinge, als zögen sie Handschuhe aus.
Alte Kiefern ächzen im schneidenden Wind,
greinen nach gepolsterten Nestern mit Vogeltreiben
und lauschen auf Gurrrufe grauer Gesellen.
In der Erde wird ein Pochen lauter,
trotzige Tulpen wollen ans Licht,
Raupen sich rund fressen,
das Mandelbäumchen fragt
nach seinem Kleid.
Dann beginnt es wie eh und je,
die Königin erliegt schachmatt,
verliert das Spiel wie jedes Jahr,
der Sonnengott gewinnt.
Der Reigen kann beginnen.