Geliebte Erde

Ich bewundere dich,
du unendlich schöne,
du vielfältige,
prachtvolle,
leuchtende,
fruchtbare,
einzigartige,
Geliebte.

Ich beweine dich,
du abgegriffene,
gerodete,
ermattete,
aufgezehrte,
erschöpfte,
gequälte,
versklavte,
fast zerstörte
Erde.

Ich sehe dich
und Planetengeschöpfe
in Plastik verenden,
von Weltraumschrott
bedrohlich umrundet,
in Chemiewassern ertrinken,
höre deine Lunge in Smognebeln ächzen,
unter Verseuchungsabfall
langsam sterben.
Du bist von uns Erdparasiten
und Konsumsklaven befallen,
verendest sichtbar
vor allen, siehst zu,
wie man deine Grabrede hält,
während andere Planeten dich schnell ersetzen sollen.

Du liegst niedergestreckt
vor schmelzenden Polen,
jammernden Bewohnern,
schreist nach Erbarmen
und wehrst dich
mit Stürmen und Beben,
Feuern und Flut.
Vergessene Erde!
Verwundeter Planet!
Verlorene Schöpfung?

Viele kämpfen schon für dich
durch Warenverzicht,
Einsicht und Umkehr
von längst Gewohntem,
kaufen Glas statt Plastik,
denken nachhaltig
umsichtig,
vermeiden noch größere Schäden,
kleben Pflaster auf Großwunden,
streuen Samen für verjagte Insekten
und planen Zukunftsträume neu,
pflanzen Bäume
über Ecosia,
lassen Autos häufiger stehen
und versuchen gemeinsam
auf Neuwegen zu gehen,
folgen wir Greta,
probieren Neues,
warten nicht auf später,
laden uns selbst
zum Mitmachen ein.

Ich bete für dich
und hoffe auf morgen
in diesem noch so jungen Jahr.
Trotz schlechter Aussicht
wegen Omikron und Delta,
Kriegen und Flucht –
wie es immer schon war.

Beginnen wir neu,
beginnen wir anders!

Feiern wir dich –
geliebte Erde,
du brauchst mehr Zuversicht!

Das geht nur zusammen,
das geht nur im Team,
mit Stärke und Sanftmut,
in den Frieden zu ziehen.
Jeder als Teilchen,
sich seiner bewusst
für dich und den Erhalt der Schöpfung
ist Umkehr ein Muss.

Geliebte Erde,
wir sterben mit dir,
wenn wir jetzt nicht handeln,
das wissen wir.

Marschieren wir los in ein neues Jahr,
entschlossen und mutig,
damit das Schlechte nicht bleibt wie es war.

© Christiane M. Kranendonk