Landschaftsbild
Werden und Vergehen,
Sterben und Entstehen
sind der Pendelschlag der Zeit.
Wie wird sich dein Antlitz zeigen,
wenn sich Jahrmillionen neigen
weiter in die Ewigkeit?
Wird das Wogen deiner Felder,
wird das Rauschen deiner Wälder
so wie heut’ die Luft durchzieh’n?
Wird auf deinen Bergeshöh’n,
wo die dunklen Fichten steh’n,
noch das Weidenröschen blüh’n?
Werden durch die grünen Auen
noch die Bäche munter fließen
und am Wege noch die blauen
zarten kleinen Veilchen sprießen?
Ob ein Wand’rer seine Schritte
dann noch lenkt auf deinen Wegen
und in einer alten Schmitte
sich die Hämmer noch bewegen?
Wird das saubere Gefache
noch als Schmuck der Dörfer strahlen,
unter grauem Schieferdache
schwarz auf weiß Konturen malen?
Werden in den Häusern drinnen
Menschen wohnen, unverletzt,
die im Herzen und mit Sinnen
so empfinden wie wir jetzt?
Alles das ist schwer zu sagen,
offen bleiben viele Fragen;
eine Antwort gibt es nicht.
Wenn die Zeiten weitertreiben,
wird gewiss nur eines bleiben:
Du veränderst dein Gesicht.
Jahrmillionen werden schürfen,
und die Ansichten bedürfen
immer einer Korrektur.
Doch ich möcht’ dein Bild behalten,
wenn die Kräfte umgestalten
deine heutige Natur.
So wie ich in meinen Jahren
dich erlebt hab’ und gekannt,
so möcht’ ich dein Bild bewahren, –
du, mein schönes Sauerland.
© Wilfried Diener (August 1983)
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