Spiegelbild
von Heinrich Peuckmann
Da ist das Kind, im Spiegel
ist es, schaut ganz still
als fragte es sich, wer
dort vor mir bist du
Auch im Flügel des Spiegels
ist es, dort schaut es
an dir vorbei, als wollte
es noch andres sehen
als dich. Das Haar
ist nass und klebt am
Kopf, gerade wurde es
gebadet, das Kind, nun soll
es schlafen im Bett der
Mutter. Aber es schläft
nicht. Es schaut, es prüft
wer dort vor mir
bist du? Wohin gehst
du? Geh ich mit dir
gehst du mit mir, wie
weit trägt unser Weg
Das ist der Anfang. Das
Spiegelbild und ich damals
Kann es sein, dass ich
das wirklich erinnere
Ach Gott, wie weit sind
wir gegangen seitdem? Was
kam auf uns zu. Auf wen
gingen wir zu
Ein Leben begann für einen
der den anderen erkannte
und in ihm sich und der mit ihm
ein Bündnis schloss. Wir beide
wir gehn ab jetzt gemeinsam
ganz ruhig gehen wir, jetzt
wo wir uns erkannt haben
ich im Bett der Mutter
und du im Spiegel, zweifach
schaust du, einmal
mich an und einmal
an mir vorbei weit in die Welt
© Heinrich Peuckmann
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