Unter der Maske – von Dieter Grotehusmann
Unter der maske
komm ich dir nicht zu nahe
kommst du mir nicht zu nahe
gegenseitig
anerkannte maske
wechselseitig
beobachtet
durch sehschlitze
scharfsinnig
getroffene erkenntnisse
über die anderen
wenn er wüsste
wer die da ist
unter der maske
wächst stein
die wärme weicht
starre breitet sich aus
urteile sind fertig
überraschungen wären
ein zeichen
von unerfahrenheit
uns schwäche
drückende einsamkeit
wird mit hochmut
beschwichtigt
eigene not
bricht nicht mehr durch
wird nicht gefühlt
in unserer umwelt
vetrocknen
die beziehungen
verkommen
zu steifer höfflichkeit
kein wasser hast du mir gereicht
keinen kuss gegeben
keine erfrischung angeboten
der computer-mensch
ist fertig
er leistet sehr viel
er funktioniert gut
seine umwelt versteinert
gleich ihm
er rollt sich
in sich selbst zusammen
er schließt sich ein
in seine probleme
wie in seine wohnung
er kann sich nicht
mehr binden
geht seinen weg
am andern vorbei
kann sich nicht
mehr öffnen
hört nicht mehr zu
reist
als müsste er fliehen
seine landschaft
bedeckt sich zusehens
mit asphalt und beton
unter denen das leben
vergraben liegt
und langsam abstirbt
wie die eigenen gefühle
unter der steinernen seele
selbst tiere
gehen auf distanz
den himmel verhängt
eine gewaltige dunstglocke
Erschienen in:
Grotehusmann, Dieter:
Leben im Zeitwind – Mit sechs Holzschnitten von Paul Reding
Taschenbuch
Fouqué Literaturverlag, 2001
ISBN: 9783826747595